Stressbewältigung: Fundament vor Dachstuhl bitte

Frage: „Wie geht es Ihnen?“ Antwort: „Och ja, ganz gut, aber der Stress….“.

Wir alle kennen solche Dialoge, nicht wahr?! Es geht darum ausdrücken zu wollen, dass gerade viel zu tun ist. Stress ist jedoch nicht synonym für Vielbeschäftigung. Vielmehr ist Stress eine Reaktion unseres Körpers, die dann geschieht, wenn wir über unsere Gedanken etwas negativ bewerten. Negative Bewertungen, die Bedrohungscharakter beinhalten, sind besonders stressfördernd.

Beispiele für solche Bewertungen mit Bedrohungscharakter sind:

  1. „Oh nein, nicht noch ein Stau, ich komme bestimmt wieder zu spät…“
  2. „Hoffentlich falle ich nicht durch diese Prüfung, denn dann kann ich meine Karriere vergessen….“
  3. „Wenn jetzt nicht bald etwas passiert, dann wird es unangenehm.…“

Entscheidend für die Stressentstehung ist nicht die jeweilige Lebenssituation per se, sondern die gedankliche Bewertung des Geschehens. Mit anderen Worten, das was uns im Leben geschieht kann über die Bewertung als sog. Stressor wirken, muß es aber nicht. So gibt es Menschen, die viel und verantwortungsvoll aktiv sind und klagen kaum über Stress und umgekehrt. Sicher ist, dass chronischer Stress zu ganz typischen körperlichen, psychischen und sozialen Symptomen führt (z.B. Herzrhytmusstörungen, Gereiztheit, sozialer Rückzug). Sicher ist auch, dass ein hartnäckig ignorierter, chronischer Stress schliesslich in einen Burnout münden kann.

Auch wenn Stress erstmal „Kopfsache“ ist (Stichwort gedankliche Bewertung), so erscheint es andererseits aber auch klar, dass solche Menschen besonders gefährdet sind, die viel Verantwortung haben. Immerhin verleitet viel Verantwortung dazu mehr in Bedrohungskategorien zu denken. Daher wundert es dann auch nicht, dass besonders Führungskräfte betroffen sind. Die Reaktion der Manager auf Stress ist sehr unterschiedlich. Einige machen gar nichts dagegen und tun so, als ob es ihn gar nicht gäbe. In diesen Fällen winkt oftmals irgendwann dann der Burnout. Andere basteln sich ihr eigenes Stressmanagement zusammen (z.B. Ausdauersport und Achtsamkeitsübungen) und ja, manche gönnen sich sogar bei einem Coach eine gute Beratung.

Coaching, Beratung, selbstkonzipiertes Stressmanagement…….alle wollen dem Stress ans Leder und dies ist in jedem Fall auch besser als gar nichts zu tun. Dennoch greift auch dies meist noch zu kurz. Es wird nämlich versucht „den Dachstuhl vor dem Fundament zu legen“. Das Fundament und die Voraussetzung für ein stressfreieres Leben besteht nämlich ebenfalls in einer gedanklichen Bewertung und die lautet:

„Ich bin es mir wert etwas für mich und mein Wohlbefinden zu tun!“

Ohne diese Bewertung, die letztendlich eine Basiseinstellung ist, wird auch das schönste Coaching und das intelligenteste Stressmanagement einstürzen wie ein Haus ohne Fundament. Deswegen sollte die erste Frage nicht lauten WAS gegen den Stress getan werden kann. Es wäre viel sinniger die Frage aufzuwerfen OB überhaupt Bereitschaft besteht, so etwas wie Selbstfürsorge (und damit auch Selbstverantwortung) zu praktizieren.
Wenn diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden kann, so fällt es Führungskräften leichter ein passendes Stressmanagement zu finden, mit oder ohne Beratung/Coaching.

Der folgende Stressoren-Checkup bietet ihnen die Möglichkeit zu testen was Sie stresst und wie heftig es das tut. Der andere Test ist der sog. Stress-Checkup, mit dem Sie feststellen können ob und wie intensiv Sie Stresssymptome haben.

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